15.2.06

"Angoogeln oder Recherche?" ID Pool # 47

Aus BZ online vom 1.Feb.06 und aus der Berliner Zeitung vom 2.Feb.06:
Räuber nimmt Hund als Geisel

© bz-berlin.de

Die BZ schrieb: "Der Messermann schrie: ´Geld her, oder ich stech' deinen Köter ab!´" – " ´Gib Geld, sonst murksen wir dein Vieh ab!´ waren die Worte behauptet die Berliner Zeitung."
Ja was den nun? Selbst zusammen gereimt? Stille Post bei der Pressekonferenz? Ein zu oft interviewtes Opfer?
Schlimm genug, dass ich am 29.Januar 2006 auf diese Art der Geldbeschaffung an anderer Stelle bereits hingewiesen habe. Berlin! Hundeentführer! Die Entührer sind Blogleser? Ich glaube die Kripo klingelt gleich! Das ist ein anderer Film...
Weiter mit Recherche?
Mein schreibender bekannter R. hat mir aus seinen "der Spiegel – Tagen" erzählt, dass immer am Vorabend des Drucks (natürlich nur, wenn man einen Artikel im Blatt hatte), ein gefürchteter Anruf aus dem Archiv kam. Jede einzelne Behauptung, jedes Datum und jeder Sachverhalt wurden mit dem Archiv abgeglichen. Übrig blieben (im Zweifeldfall) nur die selbstrecherchierten Fehler von R. – eine erstrebenswerte Methode. Heute werden in Spiegel online ganze Artikel bei Wikipedia geklaut (man rechtfertigt: vom Praktikanten: ha! ha!)
Recherchieren bedeutet "angoogeln" – 690 Google-Treffer (ein Wort von dem ich hoffe, dass Herr Henscheid einen Platz in der überarbeiteten Neuausgabe von "Dummdeutsch" findet)!
Es wäre mal wieder an der Zeit, eine Dokumentation über schlechte Recherche zu machen (ein Film in der Art wie "Die Unbestechlichen" in Dokumentarform), die größten Pannen der letzten 10 Jahre zum Beispiel? Oder vielleicht einen aktuellen Fall:
"Spiegel online" vs "Technology & Witchcraft".
Vielleicht hat die schreibende Zunft ein paar unvergessliche Insidergeschichten auf Lager. Her damit!

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