31.1.06

„Hartmut und das Ende von Bonanza“ ID Pool # 31


Auch ein Freund namens Hartmut und ein Bonanzafahrrad sind nicht die Eintrittskarte zur Glückselligkeit, wie der Kommentar von Herrn Chancentod nahelegen könnte:

Hartmut habe ich an eine Evangelische Sekte („Mucker“?), bzw. an die Atomindustrie verloren (AKW Phillipsburg). Seine Berufsentscheidung habe ich mit einigem Magengrimmen hingenommen, denn falls es mal einen Störfall in diesem Atommeiler gibt, dann könnte das auf die sprichwörtliche Schlaksigkeit und Ungeschicktheit (Mr. Hulots Gliedmaßen waren kurz gegen Hartmuts Tentakel) zurückzuführen sein. Ich erinnere mich noch gut an eine Grillstelle, die mein stolzer Vater gemauert hatte, um darin die rotierenden Rollbraten in lauen Sommernächten mit einer unwiederstehlichen Kruste aus Selbstgezapftem zu veredeln.
Hartmut war zu Besuch und wollte die Qualität des Selbstgemauerten überprüfen. Anstatt vorsichtig mit spitzen Fingern zu tasten, kickte er schnellentschlossen mit einem seiner überlangen Beine dagegen.
Die Steine purzelten zu einem Haufen sinnlos dahingeworfener Bauklötze und Hartmut stolperte noch darüber, um die Röte in seinem Gesicht zu verbergen oder zu rechtfertigen.
Seit Hartmut in der Atomindustrie tätig ist, gab es nur einen GAU zu beklagen, aber ich hoffe, dass er an diesem nicht beteiligt war. Unsere Freundschaft verlief sich im Sande...

Mein Bonanzafahrrad habe ich zwei Jahre später (mit 9 Jahren) eingebüßt. Kurz vor meinem Elternhaus, das ich nach der Grundschule hungrig ansteuerte, lag ein Bahnübergang, den es zu überwinden galt, bevor man dann mit Schwung bis zur Hoftüre gelangen konnte. An diesem Tag nahm ich den Kampf mit einem 18 meterlangen LKW auf, der allen ernstes versuchte mich auf meiner Hausstrecke zu überholen. Als mir dann doch Bange wurde, weil ich mich wie eine Mikrobe gegen diesen Riesen ausnahm, tat der zu hoch geratene Bordstein seinen Anteil dazu, so dass ich in hohem Bogen mit dem Gesicht auf dem steinigen Asphalt neben der Fahrbahn bremste. Ich blieb bewußtlos liegen, während der LKW das Weite suchte. Eine Nachbarin trug mich nach Hause, von dort ging es mit dem Krankenwagen durch die Kleinstadt und der Idiot von Fahrer hätte beinahe noch meine Mutter auf dem Gewissen gehabt, die er zufällig in der Hauptstraße erspähte, in dem er sie mit heruntergelassenem Fenster anging: „Ich hab ihren Sohn hinten drin!“
Mein Bonanzarad hatte nach diesem Sturz irreparable Schäden und mußte einem roten Rennrad weichen.

Und was hat das alles mit ihrem Leben zu tun?
Schreiben sie endlich ihre Biographie? Und fangen sie gleich heute an, her mit den Kindheitserlebnissen, die bewahrt werden wollen - in spätestens 100 Jahren ist jede Erinnerung an sie weg!

30.1.06

"Fahrrad-Führerschein" ID Pool # 30


Früh war klar, der ganz große Erfolg macht einen Bogen um mich – mit sechs Jahren bekam ich nur wegen dem guten Willen eines Verkehrpolizisten meinen Fahrradführerschein.
Die Berechtigung ein Fahrrad (Bonanzafahrrad) auf offener Straße zu führen und dieser lausige grüne Aufkleber war mir unglaublich wichig.
Vorher hatte ich Zensuren und Prüfungen nur so als "Gib-mir-die-Eins-Veranstaltungen" wahrgenommen.
Wenn man aber die Flagge am Fahrrad haben wollte, so wie mein Freund Hartmut, dann mußte man mehr als einen Pflichteinsatz an den Tag legen. Aber wie konnte man Erfolg haben in Anbetracht dieser Aufpasser-Bullen – sie schüchterten mich ein, deshalb fuhr ich bei Rot über die Spielzeugampel!

Damals kam diese schicksalshafte Konnotation zustande: es jemandem Recht machen (in diesem Fall den Bullen), heißt Erfolg haben!
Um diesen falschen Eindruck loszuwerden und mich vom Gegenteil zu überzeugen, mußte ich Recht alt werden.
Ab jetzt gilt:
Kreativität und Erfolg können sich ausschließen, müssen aber nicht.
Das Logo oben gehört zu einer kalifornischen Band, die es laut meiner letzten Recherche wohl leider nicht mehr gibt – sie hätte ein Überleben schon wegen ihres Namens und des Logos verdient. Falls jemand von dieser Band eine Platte im Regal hat, dann würde ich mich über eine Hörprobe freuen...

29.1.06

"Der zweite Neumond": ID Pool # 29


Heute ist der chinesische Neujahrstag 29.Januar 2006. Das Jahr des Hundes beginnt nun ganz offiziell.
Warum ich auf diesen possierlichen Tierchen so rumhacke: Die Friedhöfe unserer Vierbeiner sagen alles: "Zu früh Susi" steht da oder "Was die Menschen mir nicht geben konnten, gabst du mir Knuffi".
In dem Kurzfilm "Dig the Dog", wird die Rolle des Hundes in unserer Gesellschaft mal so richtig auf´s Korn genommen.
Bitte nicht falsch verstehen, ich mag Hunde, aber solange Hundehalter ihre Tierchen mehr als die Mitmenschen lieben, habe ich kein Mitleid.
Es gibt mehr Hundefuttersorten als Babynahrung.
Falls sie für ihren Hund noch keinen passenden Halsschmuck haben, dann versuchen sie es doch mal bei Eva Niemand, sie scheint eine reiche Auswahl zu haben.
Meine Nachbarin ist in diesem Laden Stammkundin. Was sie ihrem Kläffer um den Hals hängt, das haben andere nicht im Bausparvertrag kurz vor der Auszahlung.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine gezielte Hundeentführung noch eine zusätzliche Einnahmequelle für mich sein könnte. Ich werde der Sache mal nachgeben: Wieviel könnte man den für so einen Köter verlangen?
Außerdem hat laut Wikipedia Frau Sahrah Kuttner:Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch, aber wir wissen, seit dem Beitrag, dass man mit solchen Informationen vorsichtig sein muß.

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28.1.06

„Die Liebe zum Rotwein“: ID Pool # 28


Vielleicht liegt es an der Nähe zu Frankreich, aber ich habe das Gefühl, dass die Geschmacksnerven hier (im Saarland) sensibilisiert sind. Beim Abendessen, lasse ich mir dann ein Tröpfchen reichen, dessen Name mich eigentlich hätte warnen müssen. „Schatto Migräne?“ nie gehört sagt der Verstand, unbedingt probieren, sagt die Leidenschaft.

Mit dem Entenzureiter (siehe hier) habe ich eine Methode ausgedacht, um die Improvisationsqualität eines Schauspielers zu testen:
Die teuerste Falsche wird serviert, entkorkt und eingeschenkt, soweit Business as usual.
Nach dem ersten Schluck verzieht der Schauspieler das Gesicht zu einer Grimasse, er scheint Tantalusqualen zu leiden, beginnt zu prusten, zu gurgeln und abwechselnd auf den Tisch zu hauen. Nach etwa einer Minute, die dem Kellner die Schweißperlen ins Gesicht treiben muß, sagt er schließlich: „Ja, den nehmen wir!“

Übrigens gibt es einen Weinführer, der Weine mal zur Abwechslung nicht mit blumigen Kommentaren und Fachchinesisch beurteilt, sondern mit Schauspielern vergleicht. Das kann man auch auf Filme und Fernsehserien ausdehenen. Der Wein oben hat nach „Lindenstrasse“ geschmeckt – endlos langweilig. Falls mal jemand einen Wein wie „Sex and the City“ oder „Fight Club“ in die Finger bekommt, bitte sofort melden.
Ich sammle Weinetiketten und kündige schon mal unvorsichtiger Weise an, das ein oder andere Etikett abzulösen und für die Öffentlichkeit aufzubereiten, viel schöner ist das allerdings, wenn man Verbündete hat, die gleiches tun und man so an andere erlesene Geschmackserlebnisse kommt.... Weinkeller durchforsten!

“Think digital”: Max-Ophuels-Preis Festivaltag 3


Foto von Thomas Bachler
Das Motto einer Begleitreihe zum Max-Ophuels-Preis
verursacht mir Kopfschmerzen, da ich ein zutiefst analoges Wesen bin.
Das letzte Zucken des Analogen:
Video emanzipiert sich gegenüber 35 mm, mp3 wird wichtiger als die CD, die digitale Fotografie verdrängt die analoge.
Der besagte Lieblingsentwickler von gestern behauptet, dass es den analogen Film (Kleinbild) in 10 Jahren nicht mehr gibt.
Schon heute kann man digitale Fotorahmen
kaufen und sieht dann seine Lieblingsbilder auf einem LCD Feld, kann den Speicherchip austauschen und neue Bilder reinpacken, digitale Möglichkeiten eben.
“Das Analoge stirbt zuletzt” könnte auch der Untertitel meines Filmes “LOve & MOtion” sein. Der Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie befindet sich noch in einer Übergangsphase, aber der Ausgang scheint für Pessimisten gewiss: Think digital.

In der Videokunst, ist das digitale ein Segen. Der Künstler hat unendliche Möglichkeiten und kann Dinge schaffen, die aus Kostengründen zuvor nicht möglich waren.
Schön, dass genau dieses Spannungsfeld, zwischen den beiden Polen Digital und Analog in einer Galerie (K4, Karlstrasse 4, 66111 Saarbrücken für zeitgenössische Kunst in Saarbrücken ausgelotet wird. Von Lochkamerabildern bis hin zur Videoinstallation von DVD und demnächst von HD gibt es hier beides zu sehen. Ein Blick lohnt sich, den die Exponate lösen kleine Explosionen unter der Schädeldecke aus. So bin ich dann wieder versöhnt mit dem Titel: Think digital.

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27.1.06

Max-Ophuels-Preis Festivaltag 2


Max-Ophuels-Preis
Die Kurzfilmrolle „Sprint 2“ mit dem Titel Leichtsinn zeigt wirklich interessante Arbeiten aus der deutschen Alltagsbefindlichkeit:
„Stella“, „Talk to me“, „Polterabend“, „Pizza Amore“, „Dow-Jane-Index“ und „der Skifahrer“ (einen Film verschweige ich, der aber aufgrund eines im Österreichischen gebräuchlichen Wortes zur Bezeichnung von im Wald lebenden Frauen: „Salige“, zumindest was den Titel angeht, meine Zustimmung findet – das man in Österreich für im Wald lebende Frauen ein Wort hat, verstört mich ein wenig – naja, da muß Mythologie im Spiel sein).

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„Filmschubser“: ID Pool # 27


Die Filmvorführer oder auch Filmschubser sind ein Volk der besonderen Art, sie sind das letzte Glied in der Produktionskette des Filmes und können durch unsachgemäßes Behandeln des Celluloidstreifens auch den 500-Millionen-$-Film wie gequirlte Scheiße aussehen lassen. Wenn man es sich mit diesem Glied der Filmproduktionskette verdirbt, dann kann man auch gleich Selbstgehäckeltes in den Projektor einführen, es ergibt in ungefähr den gleichen Effekt. Das Völkchen ist eine Mischung aus Freak, technischem Alleskönner und Cineast (vom tibetanischen Kurzfilm bis zum Selbstgemachten Kolle-Report aus dem Saarbrücker Underground kennen sie alles). Humorlose Filmschubser habe ich noch keine kennengelernt.
In der „100 tage Bar“, die im Sommer ein kitschiges Eiscafé vorstellt (Rialtobrücke als Riesenposter an der Wand) und nach einem kurzen Winterschlaf in eine coole Bar verwandelt wird, werde ich in die geheimen Pläne zu einem Film über eine Saarbrücker Mädchengang eingeweiht, die sich „die sieben Zwerge“ nennen. Was nun den eigentlichen Zauber dieser Mädels ausmacht? Ich hoffe sie melden sich und klären mich auf! Zu fantasievollen Ausschmückungen zu diesem Thema möchte ich ausdrücklich jeden Leser (insbesondere die „Sieben Zwerge“) ermutigen...
Ich habe das ewige Süppchen um 5 Uhr Morgens quasi als Frühstück in einer WG eingenommen, die unter Aufbietung sämtlicher im Saarland verfügbaren Ausstatter zu einer authentischen Wohnung aus den 80ern umgestaltet wurde. In meinem Glückskecks fand ich folgenden Spruch: „Herrlich, wie Sie sich amüsieren und andere mit einbeziehen.“ –Stimmt!
Zunächst habe ich vorsichtig gekostet und dann mit einem wilden Gelöffel die Suppe samt Nachschlag verschlungen und schwärme fortan von der ausgezeichneten Qualität. Wirklich gelungen – obwohl mit Sicherheit noch Uratome aus dem 18. Jahrhundert mit in der Brühe schwammen. Durch ein heftiges stundenlagnes Aufkochen hat man versucht die Bakterien abzutöten, was auch gelungen scheint.
Die ganze WG incl. der Filmschubser will das Saarland verlassen und auch der beste Entwickler der Stadt packt schon seine Koffer (es geht in Richtung Dubai oder London) – armes Saarland, ohne Filmvorführer und Filmentwickler bleiben nur noch die aller armseligsten Gestalten zurück.
Gibt es dann noch einen Grund überhaupt im Saarland zu bleiben oder es zu besuchen außer der Max-Ophuels-Preis?

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26.1.06

„Pixelbürger“: ID Pool # 26


Gestern wurde ich Pixelbürger!Man hat mich in einer dunklen Bar (siehr oben) gezwungen, einen winzigen Punkt auf einer Karte als meinen zu erklären. Ich konnte kaum was sehen und habe irgendwo mein Fähnchen reingehauen- in der Nähe der Potsdammer - glaube ich. Wozu das gut ist, weiß ich noch nicht.
Schlimm genug, dass man nicht einfach nur Bürger sein kann, noch schlimmer, dass Friedenau auf der Karte nicht vertreten war. Diskriminierung! Beschwert euch ihr Friedenauer!
Erinnert mich an die Forderung Filme nur noch mit real existierenden Kameras aller Art (Überwachungskameras, TV Geschäft, Satelittenüberwachung) zu drehen, schränkt zwar die Dramaturgie ein, aber wer weiß, ...
Tragen sie ihren eigenen Pixel ein:
Werde Pixelbürger!

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Max-Ophuels-Preis Festivaltag 1

Max-Ophuels-Preis bedeutet Festivalalltag:
Es gibt nichts Vernünftiges zu essen – vor allem weil man gar keine Zeit dazu hat. Um 16 Uhr hat man schon 9 Kurzfilme und 3 Langfilme gesehen, wankt stoisch weiter von Kinosaal zu Lichtspieltheather (mein gerettetes Wort für heute) und sitzt bis nachts um 0.30 Uhr im Geflacker der Projektion, um dann noch zur Party zu gehen.
Das Süppchen konnte ich noch nicht kosten, aber ich werde darauf zurückkommen.
„Spiele Leben“ von Antonin Svoboda mein Geheimtip für alle, die es etwas heftiger mögen. Der spielsüchtige Hauptprotagonist (Georg Friedrich) lügt ich durch´s Leben - so lange bis ihm nichts mehr bleibt als das selbige. Schauspielkunst vom feinsten und Regieeinfälle, die mich begeistern.
Das Hotel Madeleine, an deren Computer ich mein heutiges Schriftstück anfertige ist ein Geheimtip, da es mitten in der Innenstadt liegt, freundliche und familiäre Atmosphäre, Clubnähe und Kinos in 10 Minuten Laufweite.
Das Saarland ist vielleicht doch nicht so schlecht, die Nähe zu Frankreich merkt man daran, dass man auf der Karte 4 Sorten Crémant findet und die Haltestellen in der Straßenbahn (wenigstens zum Teil) in Französisch angesagt werden.
Vielleicht sollten wir es doch nicht an die Franzosen abstoßen!

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25.1.06

"Das ewige Süppchen" ID Pool # 25


Wenn man wie ich heute zum Max-Ophuels-Preis nach Saarbrücken anreist, dann darf man nicht die Gelegenheit verstreichen lassen, das kulinarische Happenig in der Mozartstrasse zu erleben. Was das ist? Aus einer Mail des Koches:


"Tja, lieber U.,

bei diesem Süppchen handelt es sich um eine außerhalb des Saarlandes weitgehend unbekannte Spezialität:
Das sog. "Ewige Süppchen"! Seinen Ursprung hat es in den Anfängen der Industrialisation. Die Hochzeit des Saarlandes lag ja in der großen Zeit von Kohle undStahl und was tut es da Wunder, wenn auch die Regionalküche Anleihen im Arbeitsleben macht.

So gab es in der Eisenkocherei lange Zeit nur eine einzige wirklich wichtige Regel an die sich alle halten mussten: Der Eisenofen muss immer kochen!

Wenn das Feuer im Hochofen ausgeht, dann ist Schicht im Schacht, dann hängt da ein Klotz aus felsenfestem Eisen drin, den man nie wieder raus kriegt! Deshalb galt: Egal was passiert: Das Feuer! Nie darf es erlöschen!

Und so wird tagein tagaus unten frisches Eisen entnommen während man oben neues Erz hineintut.

Und genau so geht das mit dem "Ewigen Süppchen": Man tut immer frisches Gemüse hinzu sobald das Töpfchen leer zu werden droht. Somit ist immer gewährleistet, dass ein bedürftiger Eisenarbeiter stets eine gute Suppe erhalten kann. Und obwohl durch den Rotationsprozeß im Suppentopf immer frische Zutaten die älteren ersetzen, kann man doch mit Fug und Recht behaupten, dass zu einem klitzeklitze kleinen Anteil noch ein paar ganz alte Uratome des ersten urzeitlichen Gründungssüppchen enthalten sind!

Im Jahr 1685 erteilte Ludwig der Vierzehnte dem Marquis Charles Henri de Lénoncourt die Genehmigung eine Eisenhütte mit Suppenküche vor den Toren der Stadt Saarlouis zu errichten und bereits Johann Wolfgang von Goethe, der das Saarland als Student bereiste, beschreibt in "Dichtung und Wahrheit" die malerische Lage des Landes, das Süppchen und die Eisenverhüttung!

In der Hoffnung umfassend informiert zu haben, ;-)
Grüße,
bis bald,
Der Scharfschütz"


Wenn ich es überlebe, dann berichte ich von der Qualität des Süppchens und hoffentlich auch von einigen Filmen...

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24.1.06

"24. Januar 1984" ID Pool # 24


"Hallo, bin ich Macintosh. Es ist super aus der Tasche raus zu sein!
Ungewohnt für mich vor Publikum zu sprechen, ich möchte mit Ihnen eine Erkenntnis teilen . Diesen Gedanken hatte ich, als ich zum ersten mal eine IBM Zentraleinheit getroffen habe: vertrauen Sie Nie einem Computer, den Sie nicht hochheben können!
Offensichtlich kann ich reden, aber jetzt gleich möchte ich mich hinsetzen, mich zurücklehnen und zuhören. Stolz möchte ich ihnen einen Mann vorstellen, der wie ein Vater zu mir gewesen ist, ... Steve Jobs!"
Wer hat das gesagt? Um das herauszufinden geht es hier lang:
Die Präsentation des 1. MAC 1984
Der ganze Wortlaut der gesamte Zeremonie unter:
http://www.folklore.org/StoryView.py?project=Macintosh&story=The_Times_They_Are_A-Changin.txt


Es ist 22 Jahre her, dass uns Steve Jobs versuchte vor den grauen Lemmingen von IBM zu retten und den ersten MACINTOSH aus einer Tasche herausholte, dem staunenden Publikum einen persönlichen Computer hinknallte, ihn mit einer Diskette fütterte und dann präsentierte er den süßen Kleinen, der sprechen konnte und viele andere Dinge mehr den staunenden Zuschauern.
Noch hat Jobs es immer wieder geschafft ein Produkt zu erfinden, dass seiner Zeit voraus ist. Steve ist der Luke Skywalker der Computer Szene, wenn das Imperium übermächtig zu werden droht, zückt er seinen Laserpointer und zeigt auf die nächste Idee.
Meine Computer-Historie vom "Commodore VC 20" zum "Atari" zum Macintosh-Powerbook sei hier erwähnt. Manche Angstsparer behaupten ja, dass Mac teuer sei, aber wenn man die Stunden zusammenzählt in denen PC Nutzer ihren Rechner neu aufsetzen müssen. Hör mir bloß auf!
Ich bin Angstprasser! Also her mit dem nächsten MAC!
Leider habe ich es versäumt meine Leidenschaft für Macintosh Computer in einen Dokumentarfilm einfließen zu lassen und leider jährt sich die Firmengründung Appels genau in diesem Jahr schon zum 30. mal.
Der nächste Jahrestag ist also weit, oder gibt es einen Jahrestag, den man für eine Filmpremiere ausschlachten könnte, eine, den ich versäumt habe?
Gibt es überhaupt schon einen Dokumentarfilm zu "Apple Computer" und dem ewigen Rüstungswettlauf mit IBM?

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23.1.06

Text & Blog veröffentlichte: "Du bist verfressen!"

Auch der Hamburger Spanischkönner ist verfressen. Aber sollte ich wirklich das Wini-Foto veröffentlichen? Dann wird er mit selbigem klebrigem Plunder nach mir werfen wollen und die Tortenschlacht ist doch etwas aus der Mode gekommen.

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"City of angels – Kiez of Angels!": ID Pool # 23


Ich stelle fest: Friedenau ist von Engeln bewohnt.
Ich schließe daraus: Meine Versöhnung mit Friedenau beginnt heute.
Ein Kommentator meinte: Friedenau sei die Vorstufe zu "Ruhe in Frieden", aber so fatalistisch darf man das nicht sehen.
Seit ich weiß, dass in meiner Nähe ein paar Engelchen mit Kameras vor den pausbackigen Gesichtern umherfliegen, bin ich ganz zufrieden mit dieser Ecke der Stadt.
Kameras haltende umherkreisende Engel sind genau das richtige, was man morgens auf der Begleitung zum Badezimmer braucht - außer natürlich sie Fotografieren dabei.
Schimpf! Schimpf!
Es gibt sogar eine ausgewiesene Engel-Ausstatterin, die die nötigen Kleidchen (incl. Flügelchen zum Abknöofen) direkt in Friedenau produziert.
Die "Königin" dieser himmlischen Heerscharen macht allerdings in digital und flitzt mit einem Affenzahn (mein gerettetes Wort heute) durch die Netze. Naja, man kann nicht alles haben.
Hier wohnen Engel und wer wird schon behaupten, nicht gerne im "Kiez of Angels" zu wohnen (wenn ich das bald als T-Shirt sehe – verklag ich euch!)?
Danke an Susanne König und Ines Kersting für die freundliche Genehmigung, ihre Friedenauer Engelsbilder zu zeigen.
Na, auch schon mal einen Engel in Friedenau getroffen oder gibt es die auch anderswo?

Links:
www.friedenau-berlin.com

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22.1.06

"Ich bekenne: Ich war ein POPPER!" ID Pool # 22


Als ich süße 17 war (1984) sah mein Zimmer wie oben aus.
"Popper": dieser Verbalanachronismus, der nichts mit einem anderen heute noch gebräuchlichen Verb zu tun hat, findet sich auch in meinem neuen Lieblingsbuch "Lexikon der bedrohten Wörter" von Bodo Mrozek.

Da ich zumindest was ein paar modische Accessoires angeht ein "Popper" war (Seitenscheitel, Enduro , Amaretto di Saronno, Aktenkoffer), - wohlgemerkt nicht aber von der inneren Haltung -werde ich wohl Buße tun müssen:
Mein Büßergang besteht darin, dass ich mich an die Aufgabe mache, so viele bedrohte Wörter wie möglich zu retten.
Wer kann sich schon an ein Wort wie "Abgunst" erinnern?
Lessing wußte um diese Steigerung: "Gunst, Abgunst, Missgunst, Neid". Schön, dass unsere Sprache solche Differenzierungen zuläßt und schade, dass wir sie verlernen.
Sei nicht so abgünstig! (Nimm mir meine Gunst nicht weg).
Sprachlicher Geiz ist unerträglich. Wenn sie also einem Wort begegnen, das sie vor dem Aussterben bewahren wollen, dann schicken sie es, ich werde versuchen, es in einem neuen Artikel wiederzubeleben. Oder gibt es auch Wörter, die man unausweichlich dem Aktenvernichter überlassen muss (dazu gehören natürlich die Sprachbunker zu Deutschlands Unzeit)?
Wenn sie ihr gefundenes Wort an


Email: duttengretel@rowohlt.de

(Duttengretel steht auch im Büchlein) schicken, dann wird es hoffentlich auch in eine neue Auflage des oben genannten Buches oder in einen 2. Band einfließen.
Mehr Wörter!

Link

21.1.06

"Spiel mit dem Essen!": ID Pool # 21


Mit meinem Sohn zusammen arbeite ich seit einem Jahr in unregelmäßigen Abständen an einem Kochbuch (Arbeitstitel: Spiel mit dem Essen!), das Kinder zum selberkochen animieren soll. Wenn sie einen besseren Titel ausgehecken könnten?
Leider ist der Titel mißverständlich. Er soll die Kinder nicht animieren, das Essen an die Wand zu werfen, sondern mit ihm spielerisch umzugehen.
Wir suchen Gerichte, die sinnlich sind, die mit der Hand gegessen werden können (es muß nicht immer Pommes sein), zum Beispiel Taccos, Tapas oder aber auch Fingerfood (Artischocken mit Senfdip) in allen Variationen...
Wir sind für Anregungen zu diesem Thema immer offen.
Natürlich muß auch das Auge mitessen! So wie oben (selbstgepresster O-Saft mit "normaler" Orange und darüber der Saft einer Blutorange)
Plündern sie ihre von Oma geerbten Kladden und Kochbücher!
Her mit den Rezepten!

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20.1.06

"Du bist verfressen!": ID Pool # 20


Aus einem Albtraum: ich träumte von einer Pferdemetzgerei. Der Schlächter mit Namen "Schach Matt" hatte mich mit stundenlangen Werbetexten eingelullt und drohte mir mit dem Messer, wenn ich nicht damit einverstanden wäre, mein Gesicht für so eine Plakatwand ("Du bist Deutschland") zur Verfügung zu stellen. Natürlich haben die Werbefuzzis das schrecklichste aller Fotos von mir ausgesucht, ich schiebe mir gerade einen dreifachen Wini rein.
"Du bist verfressen!", wäre auch eine schöne Unterschrift. Ich erinnere mich an die Email, die mir zugespielte wurde:

"Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man sich für ein Geschenk bedankt, selbst wenn man damit nichts anfangen kann. Wie Recht sie hatte, ist mir gerade wieder klar geworden.

Vor zwei Wochen startete 'Du bist Deutschland', die größte gemeinnützige Kampagne aller Zeiten und ein riesiges Geschenk. Die großen Verlage haben Zeit und Raum im Wert von 35 Millionen Euro geschenkt. 30 Promis der ersten Liga haben Zeit und ihr Gesicht geschenkt. Wir und Kempertrautmann haben Zeit und Herzblut geschenkt.

Das Ziel: Die Miesepetrigkeit bekämpfen.
Der Dank: Miesepetrigkeit. Glücklicherweise nur von den Gruppen, von denen man nichts besseres erwarten konnte:

1. Von den Werbekollegen, die sich in den Branchenblättern eifrig zu Wort meldeten. Viele von ihnen finden die Kampagne nutzlos, 'weil Werbung doch nicht das gegeignete Mittel sein kann, eine Nation wirtschaftlich wieder nach vorn zu bringen'. Nicht gut, wenn unsere Branche selber nicht mehr an die Kraft von Kommunikation glaubt.
2. Von den Weblogs, den Klowänden des Internets. (Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern? Und die meisten Blogger sondern einfach nur ab. Dieser neue Tiefststand der Meinungsbildung wird deutlich, wenn man unter www.technorati.com eingibt: Du bist Deutschland.)
3. Von den intellektuellen Journalisten von FAZ bis TAZ, die ihre Meinung zwar insofern gefragt absondern als sie eine nachweisbare Leserschaft haben, aber: 'Den Höhepunkt an Zynismus gewinnt die Kampagne aber in dem Fernsehspot, der Schwule und Behinderte auf dem Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals versammelt' (Die Zeit).

Blöd, wenn man soviel Kopf hat, dass einem jedes Bauchgefühl verloren gegangen ist.
Übrigens: Sebastian Turner findet die Kampagne einfach nur falsch.
Falsch, was ist das? Auch nach dem 50. Mal gucken, bin ich von dem TV-Spot immer noch berührt bis ergriffen - obwohl ich nicht einmal Deutschland bin.

Kann das falsch sein?
Euer Jean-Remy"

Ich schreibe meine Antwort, die ganzseitig in allen überregionalen Zeitungen erscheint.
Offener Brief an den Geschäftsführer einer noch nicht ganz unbedeutenden Deutschen Werbeagentur:

"Lieber Jean-Remy von Matt,
direkt von meiner "Klowand" ein Artikel nur für dich: "Auf der Toilette habe ich immer die besten Ideen. Ich habe mir zwar vorgenommen, dies nicht mehr zu erzählen, weil es mir ein Lebensmittelkunde nie verzieh, als ich öffentlich sagte, die Idee für seine Werbung hatte ich auf dem WC." (Quelle persoenlich.com) Aha, du kennst dich also mit Klowänden aus, pinselst wahrscheinlich selbst von ihnen ab und tust hinterher so, als wäre es deine Idee gewesen. Deine Durchhalteparole an die eigenen Reihen (nimm das Geld und finde alles toll) sind rührend. Aber mit fetten Etats lassen sich fettere Feten feiern, auch wenn diese meist schamlos von dir ausgenutzt werden: "Natürlich war das Fest ein rauschender Erfolg. Und natürlich ließ es sich Jean-Remy von Matt nicht nehmen, statt einer Rede wie immer Vom Himmel hoch ... auf der Blockflöte zu spielen. Was langjährige Ohrenzeugen des Rituals zu dem Urteil kommen ließ, dass der Chef leider mit den Jahren nicht besser werde." (Quelle: Die Zeit online) Nimm die Kohle, kauf dir einen zweiten Hubschrauber und stürz irgendwo ab! "Ich werde auf eure Gräber spucken"!
Noch schöner fände ich: Alle von Jung von Matt beworbenen Produkte sofort zu meiden.
Am 26.4.05 wurde die Marke von 50.000 Weblogs überschritten (Quelle: ringfahndung.de), mittlerweile sind es Millionen (!) - genug Kunden also um Druck auszuüben – schlimmer, schreibende Konsumenten sind die Angst eines jeden deiner Kunden.
Wir – die Underdogs aus Friedenau - werden deine Fraktion von Fußballern aus Berlin in der Medienliga wieder wegputzen (ich habe für das Spiel die Parole ausgegeben: "Sieg oder Spielabbruch"), denn ich lasse mich nicht von einem dahergelaufenen Schweizer, (oder Belgiern: Quelle: focus online ) als Klowandbeschmierer beschimpfen.
Lauf dich schon mal warm!
Übrigens werden in absehbarer Zeit die Blogs als Werbetool, da bin ich mir sicher, auch von JvM benutzt werden...

Unsere Leserschaft wächst."
Dann bin ich aufgewacht und habe mich über meine Radikalität gewundert. Verdient es diese Kampagne ("DBD" oder besser DBDDHKP) und der selbst-gefällige Werbeboss überhaupt ernst genommen zu werden, habe ich mich hinreißen lassen?

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"Warum heißt ihr eigentlich so komisch?": ID Pool # 20.1



Als Regieassistent mußte ich früher die Tigerenten zureiten, bevor die Kinder ins Studio gelassen wurden, um Reitunfälle mit Wildenten zu vermeiden. Wie der Gesichtsausdruck erahnen läßt, war das die einzige Freude in dem Job.
Mein Regisseur damals war U. und er ist quasi am Namen der Filmproduktion "Mogul" schuld, da er sich in vielen Gesprächen mit mir darüber ausgelassen hat, was wir tun, wenn wir groß sind:
Wir wollten ein Büro, so groß wie ein Fußballfeld und jeder einen massiven Schreibtisch, auf dem man zur Not auch schlachten kann, Zigarren sollten jederzeit verfügbar sein und auf unsere Ranch durfte nur ausgewähltes Filmpersonal... usw. und so fort, etc., pp. ...
Man kann sich dann quasi nur noch "Mogul" nennen, weil andere Namen zu kläglich klingen.
Er ist übrigens der einzige Mensch, den ich kenne, der zusammen mit einer neuen Bleibe eine Waschbärenzucht vertraglich in seine Obhut nehmen mußte, weil der Vorbesitzer nach Australien ausgewandert war und die Entsorgung solcher Tiere schwierig ist!
Seither weiß ich, Waschbären waschen sich nie, sind frech und übelgelaunt!
Heute hat U. (der mit dem roten Hemd) Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch!
Was macht man nur mit vererbten Waschbären?

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19.1.06

"Die Hühnerleiter": ID Pool # 19.1


Das Geschichtenerzählen beginnt mit der eigenen Geschichte (siehe auch das Eigene).
Mit dem Bauernhof meiner Großeltern verbindet mich eine reiche Sammlung an Erinnerungen – mein erster kreativer Akt war nicht gerade zimperlich:
Mein Opa war ein stiller und grantiger Mann. Schlechtgelaunt ist eigentlich kein Ausdruck dafür, es war eine Art Nachkriegsdepression, aus der er sich nie wirklich erholte, auch nicht, wenn er herzlich lachte.
Das wußte ich als Vierjähriger nicht, aber ich wußte, dass er mich schlecht behandelte. Er schimpfte über mich, nicht mit mir. Er hielt, auch wenn er mir etwas erklärte, einen großen Abstand ein. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, ich deutete das als Liebesentzug. Jedenfalls ging ich ihm mit laufender Zeit immer häufiger auf den Zeiger, schließlich begann ich ja selbst zu denken und was noch schlimmer war, ich begann Dinge auszuprobieren und – für ihn am schlimmsten - sie kaputt zu machen.
Es gab Wochen in denen der Glaser jeden zweiten Tag bei uns war.
Da ich im Hof die Auswahl zwischen vielen Fensterscheiben hatte, ging jede mindestens einmal zu Bruch.
Das Glück welches diese Scherben brachten, hielt für viele Jahre.
Opa sah das anders und strafte mich mit seinem mürrischen Gesichtsausdruck, der in mich die Angst säte, die Menschen könnten alle so sein. Das Böse hatte in mein Weltbild Einzug gehalten, es war Grund genug, dagegen den Kampf aufzunehmen. Das Mürrische und Grantige mußte aus der Welt geschafft werden.
Jeden Tag mußte mein Opa die Leiter zu den Hühnern hinauf und ich beobachtete ihn dabei. Es fiel mir nicht schwer, den schnellgefassten Plan in die Tat umzusetzen, schließlich konnte es nicht so weiter gehen, ich wollte, dass man sich an mir erfreute.
Die Leiter wurde nach einem präzisen V-Anschnitt der dritten Sprosse mit Dreck und Hühnerkacke verschmiert, so dass die Sollbruchstelle über Nacht getrocknet, dem Opferopa keine Chance lassen sollte.
An den Schrei kann ich mich noch gut erinnern. Ich hatte oben auf dem Getreidespeicher Stellung bezogen, um meinen Triumph aus einem Logenplatz zu genießen. Leider lenkten mich die jungen Katzen von der langen Warterei ab und ich konnte nicht sehen, wie es passierte.
Nach dem Schrei kam dann der Schock, ein doppelter: Opa begann mit verstauchtem Fuß - zweifellos noch am Leben - zu fluchen und ich hatte mich plötzlich vor meiner so raffiniert eingesetzten Kreativität erschrocken, die beinahe meinem armen Opa übel zugesetzt hätte.
Das Attentat blieb ohne ernsthafte Folgeschäden auf beiden Seiten, aber wir hatten die Fronten geklärt. Er hatte seinen Frieden mit mir gemacht, aber nicht mit den vielen anderen, die er im gefrorenen Dreck der Ostfront hatte sterben sehen. "Michel aus Lönneberga" ist eine Sache, aber Chris aus Unterkandel, wer ist das Original eines Lausbuben fragt man sich da? Streiche aus der Kindheit haben immer Erzählpotenzial. Auch Streiche zu erzählen? Her damit!

"Schock und Schmerz" ID Pool # 19


Leider ist der Hof meiner Großeltern gestern wieder Schauplatz eines Unfalls (siehe Hühnerleiter) geworden. Es gibt Dinge, von denen möchte man nicht, dass sie einem passieren und dennoch gibt es die Gewissheit, dass sie zuweilen geschehen.
Meine Großmutter (ganz links im Bild) hatte technische Schwierigkeiten mit einem Gerät, dass sie seit 30 Jahren jeden Tag benutzt: ihrem Häcksler, einem Futterzerkleinerer (ja, meine Oma hält sich noch Hühner, deren Eier die besten sind).
Der Riemen will nicht so, wie sie will, sie will ihn greifen, um das Problem zu lösen und plötzlich zieht die Maschine ihre rechte Hand hinein. Geistesgegenwärtig befreit sie sich aus dem Antrieb, schaltet die Höllenmaschine ab, wickelt die Hand in ein Tuch und läuft zum Telefon. Sie will ihre Hausärztin verständigen, die ist aber in Berlin zum demonstrieren (18.1.06) oder nicht da (Mittwoch), also ruft sie meine Mutter an, die in 5 Minuten bei ihr sein will.
Was ein Schock bedeutet: während sie stark blutet, scheint ihr Schmerzzentrum ausgeschaltet, sie geht ihre Tasche packen "das mir das passieren muß", so wie das ordentliche alte Damen tun: die Karte der Krankenversicherung, ein wenig Bargeld stopft sie hinein. Das Tor muß für die heraneilende Tochter geöffnet werden.
Ein komisches Warten – fünf Minuten können lang sein. Da ist sie endlich. Die gemeinsame Fahrt ins Krankenhaus. Die Auskunft, dass die Operation hier nicht stattfinden kann. Die Schmerzmittel. Die Fahrt im Krankenwagen nach Ludwigshafen/Oggersheim in die 50 Kilometer entfernte Unfalllklinik.
Am Abend ist es Gewißheit, drei Finger können nicht gerettet werden! Drei Finger!
Sollte ich mit 84 noch so fit, willensstark und geistesgegenwärtig sein wie meine Oma, dann... ?
Wahrscheinlich wäre ich neben dem Häcksler verblutet.
Von Wegen "Aussieben in Friedenau!", da hat mich die Realität eingeholt mit all ihrem Schrecken!
Ich erwarte keinen Kommentar, aber vielleicht kann ich ihr ein paar Grüße bestellen "Liebe Frau Thalmann,..."?

18.1.06

"Bestellung um 4 Uhr": ID Pool # 18


Die Wurfsendung, des TanteEmma´sAlk-Express
hielt ich zunächst für einen netten Scherz, dann habe ich aber einen Radiobericht darüber gehört und mußte mich von der Echtheit des Unternehmens überzeugen lassen.
Sofort kramte ich wieder in meinem Archiv und zog den Zettel hervor (übrigens, es sind zwar nur noch knapp 350 Einträge, aber falls ihr auch solche seltsamen Wurfsendungen in eurem Briefkasten findet oder andere Fundstücke aus Zeitungen, Zeitschriften oder dem Internet habt - immer her damit) .
Um 4 Uhr morgens gab ich dann meine Bestellung auf: 3 Flaschen Wodka, eine Kiste Kopfschmerztabletten und eine Tüte. Nach zehn Minuten rief ich nochmal an, um meine Bestellung zurückzuziehen. Ich wollte nur noch ein Päckchen Schlaftabletten. Als unten der unausgeschlafene Lieferant hielt und seine ausgestreckte Hand fast die Klingel berührte, habe ich wieder angerufen, um mich nochmals umzuentschieden. Eine Badehose und ein Handtuch sollte es jetzt definitiv sein – ich erinnerte mich an meine guten Vorsätze und das Eisschwimmen, bei dem ich seit Jahren mitmachen wollte.
Bei einem neuerlichen Blick aus dem Fenster sah ich die Cherokee-Tussi von nebenan. Sie kam gerade mit einem Typ nach Hause, den ich schon mal irgendwo gesehen hatte. Schnellentschlossen sprach sie meinen Lieferservice an, der mir gerade die Badehose bringen wollte. Was sie von ihm wollte, kann ich nur erahnen.
Die Mitarbeiter des TanteEmma´sAlk-Express sind geduldig und haben auch für den anspruchsvollen Kunden Verständnis. Sie bringen alles und zwar schnell (vom Aal, geräuchert über das dreilagige Klopapier, XXL Kondome bis hin zu Zylinderkopfdichtungen).
Ich kann nur empfehlen, das Unternehmen mal zu testen (die Prozente für diese Schleichwerbung werden hoffentlich meine Portokasse füllen).
Unglaublich aber wahr, auch dieses Unternehmen hat seinen Sitz in Friedenau !
Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht hier? Was hätte ich den bestellen sollen, wenn ich du wäre?

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17.1.06

"Das volle Programm" ID Pool # 17


Nachdem man mich gestern aus der Ferne (Karlsruhe) für die Attacke auf Wikipedia mit einer Voodoo-Puppe bearbeitet hat (es tut immer noch weh), habe ich mich dazu entschlossen nur noch politisch korrekte Themen zu publizieren.
Gegen "Liebe, Sex, Dreams" kann man nun wirklich nichts haben. Mitten in Berlin am Kurfürstendamm steht ein Kaufhaus, in dem es alles rund um die Lendenwirbel gibt.
"Liebe, Sex, Dreams" auf einem Parkschild zu lesen, das hat was. Man fühlt sich an Kurztrips nach Holland erinnert.
"Liebe, Sex, Drogen" wurde dem Betreiber wahrscheinlich verboten! Zitate wie "sex, drugs und rock´n´roll" haben heute eher einen komischen Klang - das nehmen nur noch Leute in den Mund, die Musik hören, in denen Röhrenverstärker eine Rolle spielen.
Die schönste Abwandlung des Drogenkürzels ist sicher LiebeStattDrogen
– eine wöchentliche Veranstaltung, bei der es was auf die Ohren gibt.
In der letzten Ausgabe der Zeit (12.6.06) wurde Albert Hofmann der "Finder" von LSD gewürdigt. Nein, nicht der Geschäftsmann, der uns das schöne Parkschild aufgestellt hat, sondern der Arzt, der eigentlich auf der Suche nach einem Kreislauftherapeutikum war. Er wäre schon 100 Jahre alt und manch einer wird ihm im stillen Gedenken eine Kerze anzünden. Vielleicht wäre der Parkplatz eine schöne Gedenkstätte.
Der ganze Parkplatz voller Menschen und Kerzen, den Blick auf das Schild geheftet – eine skurrile Szene nach meinem Geschmack, oder doch besser...? Verhüllen? Karlsruher Ordnungsrichter herbeirufen?

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16.1.06

Ich bin WikiTERRORianer: ID Pool # 16


∑ Wikipedia logo by Nohat (concept by Paullusmagnus); compare Wikipedia

Am 15.1.2006 jährte sich der 5. Geburtstag der deutschen Ausgabe von Wikipedia.
Mein Gott, was haben wir uns gefreut, als wir endlich Internet zu Hause hatten!
1999 zog der Blueberry "iMac" bei uns ein und "die ganze Welt" konnten wir plötzlich vom Computer aus besuchen.
Läppische fünf Jahre gibt es nun die freie Enzyklopädie - das Internet kaum länger - und sie wächst und wächst.
Alles umsonst! Das ganze Wissen der Welt hat man uns versprochen, zusammengetragen und wertfrei.
Was wir bekommen haben, ist eine Ansammlung von Halbwissen, das man gründlich aussieben muß, bevor man dann doch auf altertümliche Quellen zurückgreift, wenn man es genau wissen will.
Es war ein netter Versuch, ein gescheitertes Beispiel: so endet die Demokratisierung, wenn Wissen selbstaufbereitet werden soll - im Chaos, in der Verunstaltung, im ewigen Abschreiben vom Abschreiben vom Abschreiben... (ja, ich bin heute mal kulturpessimistisch)
1999 kam auch "Fight Club" in die Kinos und damit war schon viel vorweggenommen von dem New-Economy-Rausch, der uns erfassen sollte. Der Film endet mit dem Sprengen der Twin-Towers. Mit der symbolischen Vernichtung von Kreditkartendaten sollte ein Neuanfang geschaffen werden. Die Stunde Null für´s Geld.
Nur zwei Jahre später wurde das Horrorszenario wahr, die filmisch prognostizierte Stunde Null blieb allerdings aus.
Es ist wieder Zeit für eine Stunde Null – werde WikiTERRORianer und untergrabe das Halbwissen:
Wenn man "Angela Merkel" bei Wikipedia eingibt, dann kommt dieser Artikel (falls er nicht schon wieder gelöscht wurde):
"Das Merkel. Markenzeichen: Hufeisen im Gesicht. Es zeigt nach unten"
Erst wenn wir alles Halbwissen mit totalem Nonsens untergraben haben, folgt hoffentlich der in den frühen 90ern prognostizierte Aufbruch:
1. Alle Artikel aus allen Lexikas dürfen abgeschrieben werden (dafür beziehen Autoren das sieben fache Gehalt),
2. Das Wissen der lexikalischen Welt endlich auf einem Haufen zusammengetragen (Wie soll die neue Plattform heißen?)!
3. Geballtes verfügbares Wissen – Ohne Bezahlung, jederzeit verfügbar!

"Erst, wenn Du am Nullpunkt bist, hast Du wieder die absolute Freiheit," ist die Devise von Tyler Durden. Los geht´s WikiTERRORianer!

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15.1.06

"Gruseln bis der Arzt kommt": ID Pool # 15


Im November 2000 war ich erst ein paar Monate in Berlin, aber diese Anzeige aus der Berliner Zeitung hat mich damals schon fasziniert und wie so vieles ist sie Jahre lang in meinem Archiv verschwunden.
Nachdem ich den Vorsatz gefasst habe einen Zweitberuf auszuüben, war klar, dass ich mich mit einer Initiativbewerbung an die Betreiber des Gruselkabinetts wenden würde.
Meine gerühmten Leidenschaften für den sanften Schrecken kamen bei dem Kautz gut an und er ließ mich an diesem Sonntag zum ersten mal auf die armen Besucher los.
Ich hatte an alles gedacht: Das Nachtsichtgerät, den Glibberschleim und das eiskalte Händchen.
Von meinen Gruseltalenten vollauf überzeugt, habe ich die Kassenfrau überredet, zusätzlich zu der Eintrittskarte eine von mir aufgesetzte Einverständniserklärung dem Publikum auszuhändigen und nur jene, die sie unterschrieben abgegeben hatten, durften in die Gruft passieren.
Meine Erfahrungen als professioneller Erschrecker sind vielfältig.
Als Fazit kann ich sagen: je jünger, desto besser kann man erschrecken. Einmal habe ich es zu weit getrieben, der Notarzt schaffte es nur mit Mühe und Not den 13 Jährigen wieder zurückzuholen. Der Bus mit den Senioren aus Gera hat mir den Rest gegeben. Sie waren sozusagen schreckressistent. Warum eigentlich?
http://www.gruselkabinett-berlin.de/

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14.1.06

"Das Eigene": ID Pool # 14


Wann setzt eigentlich meine Erinnerung ein?
Bis zu meinem orangefarbenen Bonanzafahrrad (Ostern 1973) liegt meine Kindheit unter einem dicken Teppich, nur wenige eindringliche Ereignisse schauen unter diesem Schleier hervor. Meistens sind es mündliche Überlieferungen oder Erinnerungen, die sich an ein paar spärlichen Fotos festmachen.
An die Sojamilchernährungsphase (siehe oben) habe ich zum Glück keinerlei Erinnerung – und das ist gut so. Wahrscheinlich könnte ich nur von Verdaungsproblemen und einer "Kuhmilchallergie" berichten. Obwohl, extra für mich mußte die örtliche Drogerie "Sojamilch" ins Programm nehmen.
Hier könnte eigentlich eine spannende Autobiographie ihren Lauf nehmen, aber die Erfolgsphobie...
Wann und womit setzt deine Erinnerung ein?

13.1.06

"Her mit dem schönen Leben!": ID Pool # 13


Wer will das nicht? Auch und vor allem an einem Freitag und auch wenn es wie heute der 13. ist.
Mit dem Fotografen verbindet mich die Sehnsucht nach dem Rebellischen.
Es ist überliefert, dass am Tage einer Wohnungsbesichtigung unter dem Fotografen ein Menschenauflauf im Flur bis hinunter auf die Straße stand, um sich "das Objekt der Begierde" (Altbauwohnung) anzusehen. Der Fotograf nahm eine seiner Lieblings-CDs aus der Sammlung und fütterte den Player damit und dann dachte er kurz an das Volk draußen, die sich anstellten, um seine neuen Nachbarn zu werden – das verlangt nach einer Prüfung der Leidensfähigkeit dieser Menschlein. Plötzlich war die Hand am Lautstärkeregler und lies – sagen wir den Hubschrauber aus "The Wall" durch die Wohnung fliegen. Der Lärm war ohrenbetäubend und ein paar der Wartenden hatten sich schon umgedreht, weil sie sich nicht vorstellen konnten, fortan unter dem Fotografen zu wohnen. Derweil saß er mit seinen schönsten Cowboystiefeln im Morgenmantel auf dem Sofa, umarmte rechts und links die Lehne und lauschte den Gitarren, war einfach zufrieden – bis – seine Frau kam, um ihm zu erklären, dass es bald noch eine freie Wohnung im Haus gäbe, nämlich diese, wenn er nicht sofort den Lautstärkeregler...
Was hat der rebellische Fotograf dann getan?
Fotoausstellung im Café Einstein ab 16.Januar.

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12.1.06

Hähnchen kann jeder... : ID Pool # 12


Ich habe eine Marktlücke gefunden: Straußendöner!
Mein zweiter Nebenjob-Versuch (nach Tätowieren)!
Wer hat je von Gammelfleisch vom Strauß gehört, das gibt es praktisch nicht.
Außer vielleicht das Zeug findet keinen reißenden Absatz und ich muß es täglich neu eingefrieren.
Stolz mache ich mich an die Recherche um ein paar Tonnen Strauß zu bestellen und bin mir total sicher, dass ich das Googlemonopol auf Straußendöner habe. Aber was muß ich da lesen?
Ein Friedenauer Kiezgeschäft (ja, ein Friedenauer Kiezgeschäft) hatte schon 2001 diese Idee!
Ich bin traurig, das ich mal wieder fünf Jahre hinterher hinke und glücklich, dass es ausgerechnet Friedenauer Geschäftsleute waren, die Erfindergeist an den Tag legten)
Gut, dann muß man in die Offensive gehen:
Im Jahr des Hundes könnte Hundedöner (105 Google Funde) ein Exportschlager werden:
Vielleicht sollte ich in Shanghai einen aufmachen? Oder wie wäre es mit einem bretonischen Fischdöner (394 Google Funde) ? Dann doch besser einen vegetarischen Döner Tofudöner (8 Google Funde)? Gut, dann vielleicht einen XYZ-döner? Hilfe?

Und bevor ich ins Bett gehe dann doch noch ein Google-Monopol:
"FC Gammelfleisch Neukölln" (diesen Namen lasse ich mir sofort für eine noch zu gründenden Verein schützen - aber welcher Verein, braucht so einen Namen?).

11.1.06

Eduard - mit den Nagelscheren?!: ID Pool # 11


Warum muß es immer mich treffen?
Wieder im Flieger:
Neben mir hat der obligatorische Mitfünfziger Platz genommen, diesmal ist es einer von der manischen Sorte:
Er packt aus seiner Hemdbrusttasche ein Lederetui heraus und fingert eine kleine Schere hervor. Dann beginnt er seine eh schon kurzen Fingernägel zu bearbeiten, dass die Hornfetzen fliegen. Das allein ist eigentlich schon das Anschreien wert, denn im öffentlichen Raum eines Fliegers sollte man gesetzlich davor bewahrt werden, diesen Anblick ertragen zu müssen. (Von den Im-Flieger-Schuhe-Ausziehern kann ich auch noch ein Lied singen).
Der graue Wolf neben mir fängt nun an die Haut neben den Fingernägeln zu schneiden, wobei die Hautfetzen auf seinem Pullover und auf dem Sitz neben mir landen.
Schritt Nummer drei ist das Um-die-Kante-Rumziehen der Schere, das der Sado-Masochist so gründlich betreibt bis Blutt fleißt. Nach 20 Minuten legt er die Schere beiseite, linst taxierend über seine Brille und holt ein Tübchen mit Feuchtigkeitscreme heraus, um die malträtierten Fingerkuppen und Nagelbette zu pflegen. Zu diesem Zeitpunkt steht es mir schon Oberkante Unterlippe und ich überlege kurz nicht in die Tüte ("Alles muß raus") sondern auf den Pullover meines Nebenmannes zu brechen.
Das Beweisfoto liefere ich nach!
Ich schaue mir die Schneewolkenlandschaft draußen an und mache mir Gedanken über die Kindheit dieses Reinlichkeitsmonsters oder was hat der Typ vor, wenn er sein Ziel erreicht hat?

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10.1.06

Friend or Frog?: ID Pool # 10


Es gibt Menschen, für die möchte man sich permanent entschuldigen, Verwandte zum Beispiel oder Zigarre rauchende deutsche Billigtouristen auf dem Weg nach "Malle".
Der Mitfünfziger neben mir versucht mich krampfhaft in ein Gespräch über Sekundärinformationen zu verwickeln (das Wetter, die Pünktlichkeit, sein Leben) usw.
Dabei sieht er, dass ich seit einer halben Stunde Notizen in meine Kladde kleckse und keinerlei Anstalten mache (außer freundlich zu lächeln) mit ihm das Gespräch zu führen, das er gerne führen möchte.
"Ich will nicht beim Schreiben gestört werden", schreit mein ganzer Körper, aber für derlei ist der Mann neben mir völlig unempfänglich.
Er erinnert mich an einen anderen Nebensitzer, mit dem ich das Vergnügen hatte von St. Petersburg nach Berlin zu fliegen. Ein russischer Atomingenieur, den ich auf halber Strecke zu seinem Ziel (Bulgarien) getroffen habe. Zu dem Zeitpunkt hatte er schon 21 Stunden Zugfahrt (aus der West-Ukraine) hinter sich und hatte mit seinen beiden anderen Kollegen schon 3 Flaschen Wodka getrunken, wie sich das für Russen eben gehört. Er fand mein Foto "absolutely useless!" und konnte sich nicht vorstellen, wie man mit einem Film über eine Russische Kamera Geld verdienen soll.
Naja, in den meisten seiner Anmerkungen hat er mit russischem Scharfsinn die richtigen Schlüsse gezogen.
Wobei ich hoffe, dass wenigstens mein Dokumentarfilm wie eine Bombe einschlägt! Allerdings hätte ich schon gerne gewußt, was Igor in Bulgarien gemacht hat?

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9.1.06

Vorsicht mit den Lungen!: ID Pool # 9


Wie in jedem Januar habe ich es nicht geschafft, meine Vorsätze für das neue Jahr länger als eine Woche einzuhalten. Im Rausch der letzten Tage habe ich einfach darüber hinweggeschrieben und mich in den Sog ziehen lassen.
Schluß jetzt! Selbstermahn! Ausschimpf! (zu viel Comic gelesen!)
Um meine Erfolgsphobie zu bekämpfen habe ich mir einen neuerlichen Plan zurechtgelegt:
Ich muß einen Zweitberuf ausüben, der mit meiner eigentlichen Berufung nichts zu tun hat:
1. muß ich wieder unter Menschen und
2. brauche ich neue Herausforderungen.
Wenn man mich noch länger mit diesem Schreibtisch alleine läßt, dann wachse ich an ihm fest.
Ich habe mir eine Mappe aus verschiedenen Tattoos zusammengeklaut und bin damit in den erstbesten Nadelschwingerladen gelaufen (ja ich weiß, der P-Berg kickert sich ins Fäustchen: "Wahrscheinlich war er eine Tagesreise unterwegs von der Friedenau aus!").
Jedenfalls haben die mich nach einem kurzen Vorstellungsgespräch rangelassen.
Meine erste Kundin habe ich dann von einem Ganzkörper Tattoo im Tribal-look der Samoaner überzeugt und wild losgelegt. Nach zwei Lungendurchstichen habe ich dann ermattet aufgegeben, so ein Zweitberuf ist verdammt anstrengend, vor allem ohne die nötige Ausbildung.
Vielleicht sollte ich was anderes machen? Ne Idee?

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8.1.06

Tannenbaumweitwurf: ID Pool # 8


Spätestens heute fliegen die letzen "Stachelpalmen" in Richtung Bürgersteig.
Das schönste Exemplar von einem Prachttannenbaum war sicherlich der "Fanbaum"!
Liebevoll ausgesuchte Dekorationsutensilien: im Vereinsheim geklaut oder Jahre lang auf dem Flohmarkt gesucht, man weiß es nicht genau.
In jedem Fall wurde eine Ehefrau und zwei Kinder damit drangsaliert, indem sie die Schönheit des Baumes - zu jeder vollen Viertelstunde, in selbstgemachten weihnachtlichen Gedichten - beschreiben mußten.
Und spätestens beim Fondue überlegten sich verschiedene Familienmitglieder den Baum näher an die Flamme zu rücken.
Heute habe ich ihn fliegen sehen, den Baum. Extra lange gewartet, hat die Werferin, bis der richtige Nachbar nichtsahnend heranschlenderte und dann ab dafür... das ist nicht fair, das ist Sport: Tannenbaumweitwurf .
Und was hattet ihr am Baum hängen?

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7.1.06

Es wird ein Kicker: ID Pool # 7


Die Ärztin und wir Eltern haben schon ein wenig gestaunt, wie das findige Kleine ans Bastelmaterial gekommen ist...
Am 18. Juni 2006 ist es soweit, unser drittes Kind soll auf die Welt kommen. Es hat sich mit diesem Termin als klarer Fan geoutet und soll auch ein Leben lang was davon haben.
Es gibt praktisch nur drei Voramen unabhängig vom Geschlecht, die in Frage kommen: BrAus, JapKro oder FraKor . Klingt zunächst ein wenig komisch, aber wer sich einen Spieltag aussucht (und dann noch bei der WM) - selber schuld.
Es gibt Fans, die sagen: "Wenn du an einem Spieltag beerdigt wirst, kann ich nicht kommen." Das schlimme ist, das meinen die tatsächlich ernst!
(Außer natürlich die Prahlhänse, die bei "FC Schnabeltasse Prenzlberg" kicken, die kommen zu jeder Beerdigung wegen des kostenlosen Futterns.)
Was würdest du alles für einen Spieltag sausen lassen oder in Kauf nehmen?

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6.1.06

Die kleine Flucht nach Asien: ID Pool # 6


Jeder, der was auf sich hält, geht ins Ausland. K. sitzt in schottischen Pubs rum und lernt Duddelsackspielen, die Althansens setzen sich nach Kopenhagen ab, um geheimes Informatikerwissen außer Landes zu schmuggeln, die Schwarzmutigen sind auf dem Weg in die Schweiz um Käse anzubauen und unsereins geht wenn´s hoch kommt zum Asialaden am Alex und versauert unter der grauen Einheitswolkendecke Berlins. So kann das nicht weitergehen. Zum Glück gibt es Kreditkarten.
Am Flughafen Tegel habe ich mich in den nächstbesten Flieger gesetzt. Einfach abhauen.
Langsam entspanne ich beim Blättern in einer Zeitschrift über den Wolken. Was ist das denn?, frage ich mich.
"Du bist Deutschland", droht man mir da. Ich schaue mich panisch um: sind jetzt alle auf der Flucht? Wollen alle desertieren? So viel war doch am Flughafen gar nicht los gewesen?
Was für ein Gedanke, die kollektive Therapie der Massendepression -gesponort von den Vereinigten Psychologischen Emiraten - soll ausgerechnet durch so ein paar lausige Plakate und Spots geheilt werden? Hallo! Ich bin nicht Deutschland - ich gehöre zu einer kleinen pfälzischen Seperatisteneinheit, die seit Jahren versucht das Saarland an Frankreich los zu werden. Nix Deutsch, ich Pfälzer!
Ich überlasse das Land aber auch nicht den austherapierten Zurückgebliebenen! Ich könnte mit der gleichen Maschine wieder zurückfliegen? Oder vielleicht doch im Ausland bleiben oder wenigstens im "Asia"(© Volker Mai)?ein paar Nudeln essen?

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5.1.06

Die Haßtiraden über Friedenau: ID Pool # 5


Friedenau , meine idyllische kleine Insel im Süden Berlins! Hier bin ich gestrandet.
Man kann es sich natürlich auch einfach machen und gleich, in die von Immobiliengiganten gepushten Viertel ziehen, die dann nach wenigen Monaten wieder out sind – oder man läßt das Immobilienkarussell mal in Friedenau haltmachen, was relativ unwahrscheinlich ist – hier wohnen die Giganten selbst.
Trotzdem, ich hätte das Kleingedruckte unter den Klingelschildern lesen sollen!
Das Wort trügt, hier gibt es weder Frieden noch eine Aue!
Unter dem gepflegten frischgeschnittenen Gras der Vorgärten (auch im Winter) wuchert der Dschungel (siehe Anfangsszene Blue Velvet von David Lynch).
Sicherheitshalber habe ich einen Ordner zu diesem Thema angelegt:
"Die Haßtiraden über Friedenau" steht drauf.
Auch wenn Leute wie Kai Serschmann behaupten, dass in Friedenau andere Plakate als im Rest der Stadt geklebt werden (nur die politisch Korrekten), und ich täglich Männern begegne, die ihren Frauen auf Knien hinterher rutschen und "Mitte, Bitte, Mitte, Bitte!" flehen - bis jetzt halte ich es hier noch aus. Oder gibt es etwa noch andere Gründe nicht in Friedenau zu leben?

4.1.06

Her mit dem Rock!: ID Pool # 4


Diese sympathische Frau habe ich in meinem Schachclub kennengelernt. Sie hat sich spontan für die Idee begeistert in Friedenau ein wenig "auszusieben". Jeder der das Motto: "Früher begann der Tag mit einer Schußwunde"(Wolf Wondratschek) unterzeichnet, wird verschont, die anderen werden ein wenig leiden müssen, damit sie das Motto endlich verstehen.
Zum Beispiel die kleine Cherokee-Tussi von nebenan.
Wie sonst kann man jemandem klar machen, dass es sich nicht lohnt über den Verlust eines Handys zu weinen. Man braucht schließlich Vergleichsmöglichkeiten.
Wenn der Verlust eines Handys, die einzige Entbehrung ist, die sie seit ihrer Geburt zu verschmerzen hatte, dann wird es Zeit für Wesentlicheres. Ich könnte noch ewig so weiterschreiben, aber meine Erfolgsphobie hindert mich daran zum Punkt zu kommen. Was sind deine Entbehrungen?

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3.1.06

Der 1. Messie in der Familie: ID Pool # 3.1


Danke Plaudertasche (oder soll ich sagen Imperator) für deinen Hinweis, jetzt fällt es mir wieder ein, das Messietum griff in unsere Familie schon um sich, da wußte noch keiner, was das ist...
Als 1989 auch meine Großtante Schneckenberger verstarb (ich muß hier berichtigen, dass es meinen Großonkel erst 1988, nicht wie fälschlicherweise behauptet 1986, getroffen hat), konnte keiner erahnen, was uns bevorstand, als wir die Wohnung in Pforzheim aufschlossen. Ich spare mir die interessanten Fürchterlichkeiten für später auf, wenn ich etwas mutiger geworden bin! Mein Großonkel war Schmuckvertreter gewesen und hatte ganz Europa bereist. Die Wohnung war vollgestopft mit alten schweren Koffern. Neugierig öffneten wir diese: Schmuckvertreter!
Der Mann oder auch seine Frau hatten über Jahrzehnte hinweg Reisbeutel gesammelt!
Ausgewaschen und dutzendweise mit einem Gummi umwickelt, füllten sie Berge von Koffern. Ich werfe meine Reisbeutel seit diesem Erlebnis weg – das kann man doch als einen Versuch werten, nicht ganz so "unordentlich" zu werden. Andererseits so ein Reisbeutel kann immer für irgendwas gut sein, fragt sich nur für was?

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Das tägliche Kreativen-Chaos - ID Pool # 3


Das Chaos auf dem Schreibtisch verbindet mich mit Horst Janssen.
Womit anfangen?
Ich habe es aufgegeben, mich darüber zu wundern, was mich interessiert. Ob Sashimi oder Kugelschreiber in Engelform: "Jedes Puzzleteil, das du in die Hand nimmst, gehört irgendwo zu dir." (unbekannter Autor)
Puzzelteile habe ich unendlich viele. Die entscheidende Frage ist, wie lange beschäftige ich mich mit den einzelnen? Wenn ein Thema nur einmal auftaucht und ich nach 17 Jahren, das nächste mal was dazu höre, dann scheint es nicht angebracht, dafür einen Ordner anzulegen – leider, lege ich aber sofort einen Ordner dafür an.
Könnte es sein, dass mir diese Kleinteiligkeit im Denken und der Hang zum Sammeln im Weg stehen?
Drei Stunden später.
Ich habe versucht einen ersten Anlauf zu nehmen. Die Briefe, die ich 1986 von meinem seligen Großonkel Schneckenberger geerbt habe, wollte ich wegwerfen. Acht mal stand ich vor der schwarzen Tonne und habe so getan, als würde ich den modrigen Koffer auskippen.
Aber ich konnte es nicht! 1:0 für die Erfolgsphobie. Was soll ich wegwerfen? Wo soll ich bloß anfangen? Ordnungssysteme müssen her! Und kommt mir jetzt nicht damit, ich solle die Briefe von Großonkel Schneckenberger entsorgen, die beinhalten richtige Schätze.

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2.1.06

Meine galoppierende Erfolgsphobie: ID Pool # 2


Ich habe heute Nacht meine Zahnschiene durchgebissen. Das verbindet mich übrigens mit Steffi MN, der ich an dieser Stelle alles gute Wünsche. Wir haben beide den Biss eines Pitbulls.
Aber der Reihe nach: Dieses Jahr habe ich mir nur eine Sache vorgenommen, nicht so verbissen sein. Hüstel!
FRÜHER stand auf jeder meiner "To-do-Listen" erstens: die Welt retten.
HEUTE (und damit meine ich dieses Jahr) will ich nur meine galoppierende Erfolgsphobie überwinden.
Nicht mehr und nicht weniger!
Dazu, habe ich mir gesagt, muß man Grenzen überwinden. Wie sonst soll man über seinen Schatten springen?
Und dann das! Ich tänzle also wie ein frisch geschlüpftes Gnu auf dem Weg zum Geburtstag von Frau MN über den Bürgersteig und lande mitten in der Scheiße. Auf´m Geburtstag mit Hundekacke am Schuh – außerdem spät dran und die anderen Schuhe in der Waschmaschine!

Ich wollte eigentlich nicht im Jahr des Hundes damit anfangen, aber ausgerechnet heute als erstes ins Häuflein treten, das läßt nur einen Schluß zu – der Hund dieser kleinen Cherokee-Braut, die bei mir im Haus wohnt, ist endlich fällig, wer sonst läßt hier direkt vor meine Garage machen? Vielleicht ist das Tier sogar der Grund für meine Erfolgsphobie. Wie war das nochmal? Grenzen überschreiten!

In der "Futtertonne" habe ich dann zuerst nach Rattengift gefragt und als keine Antwort kam nach vergifteten Hundeleckerlis. Als mich der Haustierdealer immer noch blöd anschaute und der Griff zum Telefon bevorstand, wollte ich diese Story erzählen, warum ich das "Einschlafmittelchen" unbedingt brauche, für meinen armen...
Da war sie wieder, die Erfolgsphobie. Ich stehe im Laden und sehe wie der Typ schon zu wählen beginnt. Dir wäre sicher was eingefallen...

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1.1.06

Jahr des Hundes: ID Pool #1


Willkommen im Jahr des Hundes!
Eigentlich wollte ich mich wenigstens eine Millisekunde mit meinen Vorsätzen für das "Jahr des Hundes" 2006 beschäftigen, aber das chinesische Horoskop (von Herrn Gunter Grossholz gezeichnet) lenkt mich zu sehr ab.
Meine Vorsätze verlieren sich in diesem – für mich – archaischen Bild ("Die schöne und das Biest"), wobei ich mich nicht so richtig entscheiden kann, wer nun "die Schöne" und wer "das Biest" ist:
Friedrichshain (und damit meine ich den ganzen coolen Rest Berlins) trifft Friedenau.
Man kann natürlich auch sagen Hallschlag trifft Killesberg (auf Stuttgart bezogen) usw...
Es ist nur eine kurze Begegnung der beiden. Er hat sich gerade die taz am Kiosk geholt und schnell noch seinen Hund tätowieren lassen, weil´s cooler kommt. Sie macht einen Ausflug in die Welt der komischen Lebewesen, die sich für Menschen halten (ein Zoobesuch für sie, nichts weiter). Sie mischt sich ein wenig unters Volk, wobei sie leider die Batterien für ihren Hund im Cherokee vergessen hat (sie gehört einfach nicht hierher). Auch wenn es möglich scheint, diese beiden haben sich nicht´s zu sagen. Oder etwa doch?

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